Paradigmatische Beziehung: Unterschied zwischen den Versionen

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: hier: Beziehung zwischen Monika, läuft, im und Park
: hier: Beziehung zwischen Monika, läuft, im und Park
<b>&darr; Paradigmatisch</b>
<b>&darr; Paradigmatisch</b>
: a) durch Austauschbarkeit definiert (hier: läuft, rennt, schläft, sitzt...)
: a) durch Austauschbarkeit definiert (hier: rennt, schläft, sitzt, spaziert...)
: b) die paradigmatisch aufeinander bezogenen Einheiten können zwar potentiell im selben Kontext vorkommen, stehen aber im aktuellen Kontext in Opposition zueinander (d.h. sie schließen sich aus).  
: b) die paradigmatisch aufeinander bezogenen Einheiten können zwar potentiell im selben Kontext vorkommen, stehen aber im aktuellen Kontext in Opposition zueinander (d.h. sie schließen sich aus).  
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Paradigmatische Beziehungen gründen sich auf Kriterien der Auswahl und Verteilung sprachlicher Elemente und sind für alle Beschreibungsebenen relevant:
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Paradigmatische Beziehungen gründen sich zudem auf Kriterien der Auswahl und Verteilung sprachlicher Elemente und sind für alle Beschreibungsebenen relevant:
# In der Semantik z.B. bei Semantischen Relationen (Synonymie, Antonymie).
# In der Semantik z.B. bei Semantischen Relationen (Synonymie, Antonymie).
# In der Phonetik sind sie z.B. die Basis der Gewinnung des Phoneminventars einer Sprache durch Bildung von Minimalpaaren (bedeutungsunterscheidenden Austausch verschiedener Laute bei sonst konstanter Umgebung).
# In der Phonetik sind sie z.B. die Basis der Gewinnung des Phoneminventars einer Sprache durch Bildung von Minimalpaaren (bedeutungsunterscheidenden Austausch verschiedener Laute bei sonst konstanter Umgebung).


== Beispiel ==
== Beispiel ==
Die Anlautkonsonaten in Bier, Tier, Gier bilden eine Austauschklasse.
Die Anlautkonsonaten in
* <b>B</b>ier
* <b>T</b>ier
* <b>G</b>ier
bilden eine <i>Austauschklasse</i>.


= Literatur =
= Literatur =

Aktuelle Version vom 23. August 2024, 16:41 Uhr

>b>Paradigmatische Beziehung (fem, -, -en), von griech. paradigmatisch „als Beispiel/ Muster dienend“.

Paradigmatische und syntagmatische Beziehungen sind linguistische Grundrelationen, welche die komplexe Struktur des Sprachsystems beschreiben. In Cours de Linguistique Générale (1916) sprach Ferdinand de Saussure von assoziativer Beziehung, wobei es sich um die Relation von Einzelelementen in bestimmten Umgebungen zu nur im Gedächtnis potentiell verfügbaren Austauschelementen handelt. L. Hjemslev ersetzte den Begriff assoziativ mit paradigmatisch und führte dadurch die Bezeichnung paradigmatisch Beziehung ein. Paradigmatisch und syntagmatisch sind Begriffe, die oft im Zusammenhang mit dem Strukturalismus stehen.

Während die syntagmatische Beziehung auf horizontaler Ebene definiert wird, wird die paradigmatische Beziehung auf vertikaler Ebene definiert.

Beispiel

Monika → läuft → im → Park.
↓ rennt
↓ schläft
↓ sitzt
↓ spaziert

→ Syntagmatisch

durch Kombinierbarkeit definiert
hier: Beziehung zwischen Monika, läuft, im und Park

↓ Paradigmatisch

a) durch Austauschbarkeit definiert (hier: rennt, schläft, sitzt, spaziert...)
b) die paradigmatisch aufeinander bezogenen Einheiten können zwar potentiell im selben Kontext vorkommen, stehen aber im aktuellen Kontext in Opposition zueinander (d.h. sie schließen sich aus).




Paradigmatische Beziehungen gründen sich zudem auf Kriterien der Auswahl und Verteilung sprachlicher Elemente und sind für alle Beschreibungsebenen relevant:

  1. In der Semantik z.B. bei Semantischen Relationen (Synonymie, Antonymie).
  2. In der Phonetik sind sie z.B. die Basis der Gewinnung des Phoneminventars einer Sprache durch Bildung von Minimalpaaren (bedeutungsunterscheidenden Austausch verschiedener Laute bei sonst konstanter Umgebung).

Beispiel

Die Anlautkonsonaten in

  • Bier
  • Tier
  • Gier

bilden eine Austauschklasse.

Literatur

  • de Saussure, Ferdinand 1931: Grundfragen der Allgemeinen Sprachwissenschaft. Walter de Gruyter
  • Happ, Heinz 1985. ‚paradigmatisch’ - ‚syntagmatisch’. Carl Winter Universitätsverlag
  • Hjelmslev, Louis 1966. Le Langage. Les Éditions de Minuit
  • Hjelmslev, Louis 1974. Aufsätze zur Sprachwissenschaft. Ernst Klett Verlag

Autor

Sandy Stoll