Prototypentheorie: Unterschied zwischen den Versionen

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<i>Prototypentheorie</i> als Forschungsrichtung innerhalb von Psychologie und Linguistik wurde 1973 von E. Rosch begründet.<br>  
<i>Prototypentheorie</i> als Forschungsrichtung innerhalb von Psychologie und Linguistik wurde 1973 von E. Rosch begründet.<br>  


<i>Prototypentheorie</i> beschäftigt sich mit der inneren Struktur der Kategorien und ermöglicht im Hinblick auf die typischen Eigenschaften im Gegensatz zur [[Komponentialsemantik]] eine Einbeziehung von nicht-kontrastiven Merkmalen. Die Merkmale einer Kategorie besitzen Prototypikalitätseffekte, die den Grad der
<i>Prototypentheorie</i> beschäftigt sich mit der inneren Struktur der [[Kategorie|Kategorien]] und ermöglicht im Hinblick auf die typischen Eigenschaften im Gegensatz zur [[Komponentialsemantik]] eine Einbeziehung von nicht-kontrastiven Merkmalen. Die Merkmale einer [[Kategorie]] besitzen Prototypikalitätseffekte, die den Grad der
# Zugehörigkeit zu einer Kategorie, sowie
# Zugehörigkeit zu einer [[Kategorie]], sowie
# Typikalität von Vertretern einer Kategorie betreffen.<br>  
# Typikalität von Vertretern einer [[Kategorie]] betreffen.<br>


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Als Prototypen bezeichnet man den besten Vertreter einer [[Kategorie]]. Die Bestimmung der Prototypizität errechnet sich aus der <i>cue validity</i>, die den Zugehörigkeitsgrad einer Eigenschaft für ein Objekt einer [[Kategorie]] bestimmt.<br>
(1)  Notlüge als Grenzfall einer Lüge. <br>
(2)  Der Spatz ist ein typischerer Vertreter der Kategorie ‘Spatz’ als der Pinguin.<br>
(3)  Im Fall der Kategorie ‘Vogel’ ist das Merkmal ‘Fliegen-Können’ höher gewichtet als das Merkmal ‘Zwitschern’.<br>
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Als Prototypen bezeichnet man den besten Vertreter einer Kategorie. Die Bestimmung der Prototypizität errechnet sich aus der <i>cue validity</i>, die den Zugehörigkeitsgrad einer Eigenschaft für ein Objekt einer Kategorie bestimmt.<br>
Während der Einfluss von Prototypen-Wissen auf die Repräsentation und Verarbeitung sprachlicher und begrifflicher Strukturen inzwischen facettenreich belegt ist, steht eine umfassende Theorie zu Repräsentation, Verarbeitung und Erwerb noch aus.<br>


Während der Einfluss von Prototypen-Wissen auf die Repräsentation und Verarbeitung sprachlicher und begrifflicher Strukturen inzwischen facettenreich belegt ist, steht eine umfassende Theorie zu Repräsentation, Verarbeitung und Erwerb noch aus.  
== Beispiele ==
(1)  Notlüge als Grenzfall einer Lüge. <br>
(2)  Der Spatz ist ein typischerer Vertreter der [[Kategorie]] ‘Spatz’ als der Pinguin.<br>
(3)  Im Fall der [[Kategorie]] ‘Vogel’ ist das Merkmal ‘Fliegen-Können’ höher gewichtet als das Merkmal ‘Zwitschern’.<br>


= Literatur =
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Aktuelle Version vom 21. August 2024, 14:41 Uhr

Prototypentheorie (fem, nur Sg.), Kompositum aus gr. protos “erster“, gr. typos „erster“ und gr. theoria „Betrachtung“, entlehnt aus ml. prototypos “Betrachtung“.

Prototypentheorie als Forschungsrichtung innerhalb von Psychologie und Linguistik wurde 1973 von E. Rosch begründet.

Prototypentheorie beschäftigt sich mit der inneren Struktur der Kategorien und ermöglicht im Hinblick auf die typischen Eigenschaften im Gegensatz zur Komponentialsemantik eine Einbeziehung von nicht-kontrastiven Merkmalen. Die Merkmale einer Kategorie besitzen Prototypikalitätseffekte, die den Grad der

  1. Zugehörigkeit zu einer Kategorie, sowie
  2. Typikalität von Vertretern einer Kategorie betreffen.

Als Prototypen bezeichnet man den besten Vertreter einer Kategorie. Die Bestimmung der Prototypizität errechnet sich aus der cue validity, die den Zugehörigkeitsgrad einer Eigenschaft für ein Objekt einer Kategorie bestimmt.

Während der Einfluss von Prototypen-Wissen auf die Repräsentation und Verarbeitung sprachlicher und begrifflicher Strukturen inzwischen facettenreich belegt ist, steht eine umfassende Theorie zu Repräsentation, Verarbeitung und Erwerb noch aus.

Beispiele

(1) Notlüge als Grenzfall einer Lüge.
(2) Der Spatz ist ein typischerer Vertreter der Kategorie ‘Spatz’ als der Pinguin.
(3) Im Fall der Kategorie ‘Vogel’ ist das Merkmal ‘Fliegen-Können’ höher gewichtet als das Merkmal ‘Zwitschern’.

Literatur

  • Rosch, E.: Natural Categories, In: Cognitive Psychologie 4, o.O. 1973, S. 328-350
  • Kleiber, G. 1998: Prototypensemantik, Tübingen 1998

Autor

Tina Nawrocki