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Bei der <i>Onomasiologie</i> gehen wir vom Konzept zu den verschieden Wortformen von B nach A. Diese „Sehrichtung vom Inhalt zum Ausdruck“ ist die notwendige Erklärung des semantischen Wandels als [[Bezeichnungswandel]]. So sind z.B. semasiologisch diagnostizierte Bedeutungsverschlechterungen, etwa von mitelhochdeutschen <i>vrouwe</i> zu neuchochdeutschen <i>Frau</i>, nicht auf eine Neigung zur Abwertung von Wörtern zurückzuführen, sondern auf die Intention der euphemistischen Aufwertung von Bezugsobjekten (im Beispiel: nicht-adlige Frauen) durch höherwertig konnotierte [[Lexem|Lexeme]], die dann, indem sie [[Bedeutung (occasionell, usuell)||usuell]] werden, ihre alte [[Konnotation]] verlieren. Die <i>Onomasiologie</i> nimmt generell die Perspektive eines Sprechers ein, der nach dem „treffenden“ Ausdruck sucht.<br> | Bei der <i>Onomasiologie</i> gehen wir vom Konzept zu den verschieden Wortformen von B nach A. Diese „Sehrichtung vom Inhalt zum Ausdruck“ ist die notwendige Erklärung des semantischen Wandels als [[Bezeichnungswandel]]. So sind z.B. semasiologisch diagnostizierte Bedeutungsverschlechterungen, etwa von mitelhochdeutschen <i>vrouwe</i> zu neuchochdeutschen <i>Frau</i>, nicht auf eine Neigung zur Abwertung von Wörtern zurückzuführen, sondern auf die Intention der euphemistischen Aufwertung von Bezugsobjekten (im Beispiel: nicht-adlige Frauen) durch höherwertig konnotierte [[Lexem|Lexeme]], die dann, indem sie [[Bedeutung (occasionell, usuell)||usuell]] werden, ihre alte [[Konnotation]] verlieren. Die <i>Onomasiologie</i> nimmt generell die Perspektive eines Sprechers ein, der nach dem „treffenden“ Ausdruck sucht.<br> | ||
Version vom 20. August 2024, 11:43 Uhr
Onomasiologie (fem, unz.), von griech. onoma „Name“ und griech. logos „Wort“; auch: Bezeichnungslehre
Teildisziplin bzw. Forschungsrichtung der Semantik, die sich – ausgehend von Sachverhalten und Begriffen der realen Welt – mit der Erforschung der auf sie referierenden sprachlichen Ausdrücke (Wörter) beschäftigt, sowie die Untersuchung der Ursachen, die zu Veränderungen (Bezeichnungswandel) geführt haben.
Ihre Fragestellung lautet: Wie wird eine bestimmte Erscheinung bezeichnet? Dadurch ergibt sich eine Ordnung des Wortschatzes nach Sach- oder Begriffsgruppen:
- Die unterschiedlichen Wörter (Bezeichnungen) für den Sachverhalt „etwas verabreden“ ergeben die Gruppe (lexikalisches Feld) abmachen, absprechen, ausmachen, vereinbaren.
- Das Konzept „Essen“. Eine onomasiologische Analyse sucht nach verschiedenen Wörtern, die in diese Kategorie passen. In diesen Fall wäre das z.B.: Frühstück, Mittagessen, Abendessen, Nachtisch etc. (lexikalisches Feld)
Man kann dies auch anhand des Semiotischen Dreiecks erklären:
B Inhalt/Bedeutung (Konzept)
A C Ausdruck (Form) Referent
Bei der Onomasiologie gehen wir vom Konzept zu den verschieden Wortformen von B nach A. Diese „Sehrichtung vom Inhalt zum Ausdruck“ ist die notwendige Erklärung des semantischen Wandels als Bezeichnungswandel. So sind z.B. semasiologisch diagnostizierte Bedeutungsverschlechterungen, etwa von mitelhochdeutschen vrouwe zu neuchochdeutschen Frau, nicht auf eine Neigung zur Abwertung von Wörtern zurückzuführen, sondern auf die Intention der euphemistischen Aufwertung von Bezugsobjekten (im Beispiel: nicht-adlige Frauen) durch höherwertig konnotierte Lexeme, die dann, indem sie |usuell werden, ihre alte Konnotation verlieren. Die Onomasiologie nimmt generell die Perspektive eines Sprechers ein, der nach dem „treffenden“ Ausdruck sucht.
Geht es der Semasiologie um die Darstellung der semantischen Struktur des Einzelwortes, ausgehend von der Lautgestalt, so wählt die Onomasiologie einen anderen Ausgangspunkt – die zu bezeichnende Sache, um am Ende aber auch das Verhältnis von Wort-Abbild-Wirklichkeit zu untersuchen. Wir betrachten deshalb Semasiologie und Onomasiologie als zwei Methoden, um ein und denselben Gegenstand – die Bedeutungsbeziehungen in der Lexik – zu untersuchen. Beide Methoden ergänzen einander.
Die Onomasiologie findet ihren lexikographischen Niederschlag v.a. in Wörterbüchern nach Sachgruppen wie Thesauri, Onomastika, Synonymwörterbücher, Wortatlaskarten (Sprachatlas).
Literatur
- Dirven, Rene und Verspoor, Marjolijn: Cognitive Explorations of Language and Linguistics. Amsterdam 1998, S. 27-37
- Schippan, Thea: Einführung in die Semasiologie. o.O. 1972, Seite 15-19
Autor
Seda Tunç